Forscher sprechen sich für schwimmende Solarmodule auf Stauseen aus

Die neuen Kombi-Kraftwerke im Überblick

Die größte Gemeinsamkeit von Wasserkraft und Solarenergie besteht darin, dass beide Technologien zu den Erneuerbaren Energien zählen. Einen ganz neuen symbiotischen Ansatz sieht hier der in Finnland arbeitende Forscher Javier Farfan aus Mexiko. Er macht sich für ein neues Konzept stark, bei dem schwimmende Solarmodule auf schon bestehende Stauseen verlegt werden. Die Liste der vorgeschlagenen Vorteile ist beeindruckend: Im ersten Schritt würde das Wasser ganz automatisch die Solarmodule kühlen, was deren Wirkungsgrad vergrößert. Zudem reflektiert die Wasseroberfläche die Sonnenstrahlen, die so in erhöhter Menge auf die Solarmodule auftreffen und deren Effizienz steigern. Damit kann mit schwimmenden Solarmodulen deutlich mehr Strom gewonnen werden und das Sonnenlicht deutlich besser genutzt werden als mit denselben Anlagen an Land. Ein weiterer großer Vorteil besteht darin, dass bei den bereits etablierten Stauseen bereits die komplette Infrastruktur für den Transport der gewonnen Strommenge in das öffentliche Netz hinein vorhanden ist.

Weniger Wasserverdungstung aufgrund von Solarmodulen

Auch der Stausee selbst kann vom neuen Kombi-Kraftwerk profitieren. Dadurch, dass die Solarmodule einen großen Teil der auftreffenden Sonnenstrahlen abfangen, wird die Verdunstung von Seewasser reduziert. Dies kann sich vor allem für warme Regionen positiv auswirken. Mit ein Grund dafür, dass die neue Entwicklung nun zum ersten mal in der Region um Barcelona getestet wird und nicht im dauerkalten Finnland. 

Farfan legt bereits konkrete Zahlen für das Potenzial seiner Entwicklung vor: Würden weltweit ein Viertel aller bereits vorhandenen Stauseen mit Solarmodulen ausgestattet, so könnten pro Jahr mehr als 6.000 Terawattstunden Strom generiert werden. Konkret bedeutet das mehr als die doppelte Menge der Energie, die die gesamte Wasserkraft derzeit zur Stromproduktion beiträgt. Befragte Experten schätzen diese Prognose zwar als zu optimistisch ein, begrüßen jedoch die zugrunde liegende Idee. 

Tagebau-Seen in Deutschland im Fokus

Eine Light-Version des Konzepts ist für den Einsatz in Deutschland denkbar. Hierzulande wird ein Großteil der Stauseen als Naherholungs- und Sportgebiet genutzt, das ließe sich mit schwimmenden Solarmodulen nur schwer in Einklang bringen. Alternativen sind jedoch vorhanden. So gibt es in Deutschland etliche geflutete ehemalige Tagebaue aus der Braunkohleindustrie, die für die Installation der Solarmodule genutzt werden könnten. Auch ehemalige Kies- und Sandgruben stehen zur Verfügung. Erst Zahlen zur möglichen Produktion liegen bereits vor: So könnten auf den Tagebau-Seen Module mit einer Leistung um 50 Gigawatt etabliert werden, das ist so viel wie die Produktion von ungefähr fünf Großkraftwerken. Bei den Tagebau-Seen müsste allerdings die Verbindung zum Stromnetz erst noch nachgerüstet werden. Dadurch lägen die Installationskosten deutlich höher als bei den vorhandenen Stauseen.

Veröffentlicht von Prof. Dr. Schröder

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